Archiv für den Monat: August 2014

Der Spreewald

… ist das deutsche Polesien. Eine abgesehen vom ukrainisch-belarussischen Grenzgebiet einmalige Situation in Europa. Kahnfahrten und Paddeln durch eine verzeigtes Gewässernetz. Doch im Spreewald sind nur Deutsche (und wenige deutschsprachige Schweizer) im Urlaub, und unter diesen sind 80-90 Prozent Ossis. Das trifft sich damit, dass die Einheimischen auch fast alle Deutsche (fast 100% Ossis) sind.
Dies kontrastiert heftig damit, dass in der Lausitz alles offiziell zweisprachig angezeigt ist, auf deutsch und sorbisch. Aber es gibt das Sorbischsein heute wohl fast nur als Zweitidentität, es gibt keine tatsächlichen Heiratsbeschränkungen, kaum ein Kind wächst mit Sorbisch als Erstsprache auf. Also Sorbisch nur Folklore? Jedenfalls finde die ich Rettung des Sorbischen richtig. Und tatsächlich werden deutsche Kinder auf sorbische Kindergäten und Schulen geschickt.

Görlitz

Nach 1945 wurde die Stadt Görlitz geteilt. Der Einfachheit halber nannte man auf deutsch/polnisch/international den DDR-deutschen kommunistischen Westteil Görlitz und den polnisch kommunistischen Ostteil Zgorzelec. Im historischen Museum wird für die Zeit von der Steinzeit bis 1945 die ganze Gegend behandelt, – während für die Zeit nach 1945 nur etwas über die Geschichte von Görlitz, nichts aber über diejenige von Zgorzelec zu erfahren ist. Schon gar nicht dieses: In Zgorzelec heißt die Uferstraße Bulwar Grecki (Griechischer Boulevard).

Bulwar Grecki

Bulwar Grecki

Denn hier wurden die kommunistische Bürgerkriegsflüchtliche und -Vertriebenen aus Griechenland Ende der 40er angesiedelt. Heute mussten wir uns entscheiden, ob wir in Zgorzelec zum Konzert der Kraków Street Band gehen oder nach Görlitz zum Gitarren-Gesangs-Duo in den schönen Garten vom Café Kugel. In letzterem gibt es Bio-Eis. Das Café besteht heute genau zwei Jahre. Nach Zgorzelec kann man seit dem EU-Beitritt Polens 2004 ganz einfach rüber, für mich immer noch wie ein Wunder.
Görlitz wird immer mehr entvölkert. Mitten in der Stadt könnte man ohne Gebühr ein Auto parken. Mitten in der Stadt kommt einem keiner auf der Straße entgegen. So war es auch in der DDR, nur, dass jetzt die meisten Häuser saniert sind. Angesichts hoher Leerstände wirkt es manchmal wie eine Filmkulisse. Aber morgen kommen viele Touristen. Samstag.