Lew-Kopelew-Forum: 100 Jahre Roter Oktober – Ereignis und Erinnerung

Ort: Lew-Kopelew-Forum, Neumarkt 18, 50667 Köln
Dienstag, 14. November 2017, 19.00 Uhr

100 Jahre Roter Oktober

Ereignis und Erinnerung

Es referieren und diskutieren

Dr. Diana Siebert und Prof. Dr. Gerhard Simon

Moderation: Robert Baag, freier Journalist, Köln

Vor 100 Jahren besetzte das bolschewistisch beherrschte Revolutionäre Kriegskomitee des Petrograder Sowjets (Rat) die Schaltstellen der Stadt (heute wieder: Sankt Petersburg) und verhaftete die Provisorische Regierung des Russischen Reiches.
Die neu ausgerufene Sowjetregierung unter Lenin und Trotzki verabschiedete in großer Geschwindigkeit Dekrete über den Frieden, den Grund und Boden, die Nationalitäten und die Religionsfragen. Wurden diese auch durchgeführt? Wie breit war die Machtbasis in der russischen Provinz und in Polen, Finnland, der Ukraine und der Belarus? Wie konnten die Bolschewiki sich gegen die gegnerischen militärischen und politischen Kräfte durchsetzen?

Während der putschartigen Machtübernahme am 25. Oktober / 7. November 1917 fuhren wie gewöhnlich die Straßenbahnen, die Geschäfte und Kinos hatten geöffnet. War das die Große (?) Sozialistische (?) Oktober (?) -Revolution (?), wie es Generationen von Sowjetbürgern eingetrichtert wurde? Und wie wird es heute gesehen?

Die Geschichtspolitik hat unglaubliche Kehrtwendungen vollzogen. Für die Sieger war der Rote Oktober das „größte Ereignis der Weltgeschichte“. In Putins Russland dagegen wird die Oktoberrevolution nicht mehr gefeiert und ist sogar negativ besetzt. Denn in der heutigen offiziellen Erzählung ist die Geschichte Russlands eine ununterbrochene Folge von Siegen für ein großes einheitliches Vaterland. Revolution, Bürgerkrieg und Lenin passen nicht in dieses Bild. Lenin gilt – obwohl die Lenindenkmäler noch stehen – als der Zerstörer des „großen, unteilbaren einheitlichen Zarenreiches“. Er wird wegen der Schaffung der nationalen Sowjetrepubliken (insbesondere der Ukraine) auch für den Untergang der Sowjetunion – die „größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ (Putin) – verantwortlich gemacht. So ist an die Stelle der kommunistischen Fiktion eine imperial-nostalgische getreten. Zukunftsfähig für ein modernes Russland ist auch sie nicht.

UKB: 5,00 € / 2,50 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger